Bin ich hypnotisierbar?
Ich bin ja gespannt ob das bei mir überhaupt klappt. Dieser Satz fällt häufig zu Beginn eines Vorgesprächs, wenn ich meine Patienten zu ihren Vorstellungen und Erwartungen bezüglich unseres ersten Termins befrage. Dahinter steckt der Gedanke, dass hypnotisiert werden etwas ist, was nicht jeder einfach so kann. Das Hypnose ein besonders magischer Zustand ist, an dem das Bewusstsein komplett ausgeschaltet ist, man nicht mehr fähig ist, sich aus eigenem Antrieb zu bewegen oder am Ende einen kompletten Gedächtnisverlust bezüglich der Hypnose erlebt. Eigentlich ein ziemlich gruseliger Gedanke oder?
Woher kommt dieser Mythos
Wenn man dazu mal im Internet recherchiert, dann stößt man tatsächlich auf Studien, die die Thesen stützen, dass ein geringer Prozentsatz der Menschen sehr leicht hypnotisierbar sei, ein ebenso kleiner Prozentsatz (ca. 10 %) gar nicht und der weitaus größte Teil irgendwo dazwischen. Weiter ausgeführt wird dann, dass ein großer Teil der Studienteilnehmer nur schwer zu hypnotisieren gewesen sei. Wenn wir uns mal betrachten, wie Studien, um aussagekräftig zu sein, erstellt werden, dann ist klar, wie diese Ergebnisse zustande kommen. Um allen Probanden dieser Studien möglichst gleich Bedingungen zu ermöglichen, wird eine einheitliche Hypnoseeinleitung verwendet. Jeder Proband erlebte die gleiche Induktion. Und weil wir Menschen alle unterschiedlich sind haben die einen gut auf diese Induktion angesprochen, andere weniger gut und wiederrum andere überhaupt nicht.
Die individuelle Hypnoseinduktion für jeden Klienten
In der Praxis begegnen mir ganz unterschiedliche Patiententypen. Die einen sind sehr gefühlsbetont. Sie sagen Dinge wie: „Das hat mich sehr berührt“, „mein Hals war
wie zugeschnürt“ oder „ich habe mich angegriffen gefühlt“. Andere wiederrum haben eine ausgeprägte innere Bilderwelt und andere sind sehr auditive Menschen, die beispielsweise mit sich selbst
sprechen (und das ganz ohne Diagnose einer Persönlichkeitsstörung).Selbstverständlich ist niemand nur auf eines dieser Wahrnehmungssysteme gepolt, aber jeder von uns hat seine Schwerpunkte und Kombinationen.
Um diese Einzigartigkeit zu berücksichtigen gibt es bei mir keine Hypnoseinduktion nach Schema F. Jeder meiner Klienten erlebt seine eigene Induktion, genau abgestimmt, auf seine bevorzugten Wahrnehmungssysteme.
Hypnose im Alltag
Tatsächlich ist es so, dass wir im Alltag oftmals Trancestadien erleben, wie sie auch in der Hypnosetherapie Anwendung finden. Wer war nicht schon mal so in ein
spannendes Buch vertieft, dass wir die Buchstaben gar nicht mehr wahrgenommen haben, aber dafür eine sehr lebhafte innere Bilderwelt vor unserem geistigen Auge entstand. Oder das wir einen Film so
intensiv erlebt haben, dass wir die Empfindungen der Hauptfigur (Schmerz, Liebe, Scham, Schuld…) geradezu am eigenen Leib nachempfinden konnten. Diese Phänomene können durchaus zu den Halluzinationen
gezählt werden und sind in jeder Hypnoseshow der krönende Höhepunkt. Und wir erreichen die jeden Tag selbst, ganz ohne Zutun eines Hypnotiseurs.Mit ausgewählten Induktionen zum Ziel
In meiner Praxis ist mir noch niemand begegnet, der nicht früher oder später eine Trancetiefe erreicht hat, mit der wir arbeiten konnten. Wenn ich eine Hypnoseinduktion durchführe, konzentriere ich mich darauf, dass Netzwerk unseres Gedächtnisses zu aktivieren und somit unbewusste Vorgänge ins Bewusstsein zu bringen. Dafür gibt es für den gut ausgebildeten Therapeuten eine Vielzahl von Möglichkeiten, ganz genau auf jeden einzelnen Patienten abgestimmt.