Welche Stadien der Trancetiefe wurden festgelegt?
In der Literatur und, je nach Ausbildungsinstitut, auch in der Hypnosepraxis finden wir das Thema der Trancetiefe und deren Stadien, um die häufig ein riesiger
Mythos gesponnen wird. In den meisten Fachbüchern finden wir die Trance in drei Stadien unterteilt:
Da hier das Rad nicht zum x-ten Mal neu erfunden werden muss, habe ich diese Definitionen von der Seite https://nlpkurs.com/stadien-der-hypnose/ kopiert. Die
Unterteilung in der klassischen Literatur ist in der Regel so gut wie deckungsgleich.
Somnolenz (leichte Trance): In der leichten Trance ist der Unterschied zum normalen Wachbewusstsein minimal. Es tritt eine erste Entspannung der Muskulatur, sowie
ein leicht gesteigertes Wohlbefinden ein. Es sind schon fast alle Suggestionen möglich (mit Ausnahme bestimmter körperbezogener Anwendungen). Dieses Stadium reicht für viele einfache Anwendungen
schon aus. Der Klient bekommt alles mit und kann sich danach auch an alles erinnern.
Hypotaxie (mittlere Trance): In der mittleren Trance (Hypotaxie) setzt sich die Vertiefung der Entspannung fort. Das Wachbewusstsein wird immer eingeschränkter.
Langsam beginnt ein Verlust der Eigenmotorik und es sind schon weiterführende Suggestionen, wie beispielsweise eine lokale Betäubung möglich. Hier können posthypnotische Suggestionen (also
Suggestionen, die erst nach der Trance eintreten sollen) verbessert wirken. Das Wachbewusstsein hat trotzdem immer noch eine gewisse Kontrollfunktion und kann auf den Ablauf einwirken. Unter
Umständen kann im Anschluss eine teilweise Amnesie (Gedächtnisverlust) stattfinden.
Somnambulismus (tiefe Trance): In der tiefen Trance (Somnambulenz) ist das Wachbewusstsein weitgehend abgeschaltet. Es sind auch unlogische oder realitätsfremde
Suggestionen möglich. Es kann eine komplette Amnesie erreicht werden. Des Weiteren sind positive Halluzinationen (Dinge sehen, die nicht da sind), wie auch negative Halluzinationen (Dinge, die da
sind, nicht sehen) möglich.
Dies sind die bekanntesten Hypnosestadien. Damit ist das Ende der Fahnenstange aber noch nicht erreicht. Teilweise kommen in der Praxis mittlerweile noch tiefere
Trancestadien zum Einsatz wie z.B. der Esdaile-State, auch „das hypnotische Koma“ genannt. Tatsächlich sind die Menschen dabei so tief in der Trance, dass sie zwar komatös wirken, jedoch verhält
es sich eher so, dass sich dieser Zustand so angenehm anfühlt, dass man in der Regel schlicht keine Lust hat, sich zu bewegen oder auf die Ansprache des Therapeuten zu reagieren. Ich habe selbst
dieses Trancetiefe erleben dürfen, und kann bestätigen, dass es sich dabei um einen sehr erholsamen und angenehmen Trancezustand handelt.
Was hat es mit diesen Stadien auf sich?
Für meine Begriffe hat diese Unterteilung durchaus seine Berechtigung. Für verschiedene Anwendungen macht es Sinn, den Patienten in eine möglichst tiefe Trance,
wie beispielsweise den Somnambulismus zu führen. Für eine Weisheitszahn-OP beispielsweise wäre eine leichte Trance wahrscheinlich zu wenig. Die oben genannte Unterteilung ist meines Erachtens
aber überholt bei den Kennzeichen dieser Trancetiefen und dem Weg, der meine Patienten dorthin führt.
Der Fehler, den hier viele Laien aber auch Hypnoseanwender machen ist, Trance mit einem abgeschalteten Wachbewusstsein und Entspannung gleichzusetzen. Ich durfte in meiner Praxis schon Menschen
in absoluter Tieftrance erleben welche die Augen komplett geöffnet hatten und in keiner Weise körperlich entspannt waren. Auch ist es nach meiner Erfahrung nicht notwendig, jemand mit einer
langen Hypnoseinduktion in die Trance zu „langweilen“.
Die moderne Hypnosetherapie ist da sehr vielseitig und kreativ. Die Hypnoseeinleitung dient meines Erachtens dazu, meine Patienten auf die Hypnose einzustimmen und sie auf ihre inneren Prozesse
zu fokussieren. Wenn wir uns auf unsere inneren Prozesse einlassen, dann stellt sich die Trance früher oder später von selbst ein. Mein Job als Therapeut ist dabei weniger, meinen Patienten
einzulullen, sondern vielmehr, meinen Patienten sicher durch den jeweiligen Prozess zu führen und die richtigen Fragen zu stellen, die meinen Patienten in die für ihn passende Trancetiefe
führen.
Von der Problemtrance zur Lösungstrance
Ich betrachte Hypnose somit weniger als einen Bewusstseinszustand, sondern vielmehr als einen Prozess. Eine Unterscheidung, die meiner Meinung nach aber auf jeden
Fall Sinn macht ist die Unterscheidung zwischen einer Problemtrance und einer Lösungstrance. Befinden wir uns in der Problemtrance erscheint uns unser Anliegen, welches uns in die Hypnosepraxis
führt übermächtig und alles bestimmend. Hier ist die gemeinsame Aufgabe zwischen Patient und mir, von der Problem- in die Lösungstrance zu kommen, Perspektiven aufzuzeigen und den Weg zur Lösung
im Geist zu gehen, auf das Lösung passieren und vor allem einfach sein darf.
Wer mehr zu diesem Thema erfahren möchte, dem möchte ich meinen Blogartikel „Dein Start in
die neue Woche“ ans Herz legen.
Mit dieser Philosophie sind wir ganz eng dran, an den modernsten Erkenntnissen der Hypnosetherapie und müssen uns nicht länger mit der Frage beschäftigen: „War ich
tief genug in der Hypnose?“ oder „War mein Klient tief genug in Trance?“ Dann erkennen wir, dass es nicht die Hypnosetiefe ist, die den Ausschlag gibt. Eine tiefe Trance vereinfach einiges, aber
die Veränderung passiert an einer anderen Stelle. Mehr dazu, aber, in einem anderen Beitrag.
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